Emotionale Störungen im Kindesalter

Dass Kinder in bestimmten Altersstufen gewisse Ängste haben oder vermehrt aggressives Verhalten gegenüber Geschwistern zeigen, können alterstypische Entwicklungsphasen sein. Gehen die Ängste oder die Rivalität jedoch über ein „normales“ Maß hinaus und/oder bleiben über mehrere Monate bestehen, deutet dies auf eine emotionale Störung im Kindesalter hin.

Zudem kommt es in der Kindheit und Jugend manchmal zu einer Störung sozialer Funktionen. Sind Kinder von einem sogenannten elektiven Mutismus betroffen, so sprechen sie nur noch mit wenigen ausgewählten Personen in bestimmten Situationen und schweigen ansonsten. Dahinter stehen häufig Ängste in Sozialsituationen. Zur Behandlung haben sich häufig begleitende Gespräche und Elternberatung als wirksam erwiesen. Vereinzelt kann Gruppentherapie sinnvoll sein, um eine Verbesserung zu erzielen.

Bei Bindungsstörungen haben die Kinder häufig Probleme, mit anderen Personen angemessen in Kontakt zu treten. Entweder sie reagieren mit aggressiv-ängstlichem Verhalten oder wahllos freundlich und distanzlos. Diesem Beziehungsmuster sind meist schwierige Lebensbedingungen in den ersten Lebensjahren vorausgegangen. Nach einer umfassenden Diagnostik unterstützen wir gern bei der Ein- und Überleitung in eine langfristig angelegte und engmaschige Psychotherapie, die bei diesem Störungsbild notwendig ist.

Angststörungen

Im Kindes- und Jugendalter kann es neben Trennungsängsten zu weiteren Ängsten kommen. Ein häufiger Vorstellungsgrund in der kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis ist die Schulvermeidung aufgrund einer Schulangst. Das bedeutet, dass das Kind bzw. der oder die Jugendliche Angst vorm Schulbesuch hat, woraus viele Fehltage resultieren und möglicherweise die Versetzung oder der Schulabschluss gefährdet sind.

Andere Kinder und Jugendliche leiden unter sozialen Ängsten. So bezeichnet man die Angst, beispielsweise von anderen ausgelacht zu werden oder sich zu blamieren. Die Symptomatik geht über Schüchternheit hinaus. Im Jugendalter kann es außerdem zur Angst vor großen Plätzen und Menschenansammlungen kommen. Auch Panikattacken können auftreten. Unter Panikattacken versteht man starke körperliche Symptome wie z.B. Herzrasen, Atemnot und Schwindel, die aus heiterem Himmel auftreten und bei den Betroffenen Todesängste auslösen.

Um welche Angst es sich auch handelt, in Folge dessen vermeiden die Betroffenen meist bestimmte Situationen und sind in ihrem Alltag eingeschränkt, was Leidensdruck verursacht. Die psychotherapeutische Behandlung besteht neben den Fragen „Woher kommt meine Angst?“ und „Wann tritt sie auf?“ im Abbau des Vermeidungsverhaltens. Zudem sollen positive Aktivitäten (wieder) aufgebaut werden, die aufgrund der Angst lang nicht möglich waren. Sind die Ängste besonders stark ausgeprägt oder im Alltag deutlich einschränkend, können Medikamente die Symptomatik mindern.

Depressionen

Depression bezeichnet einen über mehrere Wochen andauernden Zustand mit niedergeschlagener Stimmung. Die Betroffenen empfinden wenig Freude an Dingen, die ihnen früher einmal Spaß gemacht haben. Sie haben weniger Antrieb, d.h. sie benötigen mehr Zeit zum Erledigen von Aufgaben bzw. fangen diese gar nicht erst an. Es kann zu lebensmüden Gedanken kommen. Sind diese stark oder es bestehen konkrete Ideen, sich das Leben zu nehmen, kann jederzeit unsere Praxis während der Öffnungszeiten kontaktiert werden, um eine notfallmäßige Vorstellung zu vereinbaren. Ist die Praxis geschlossen, so ist umgehend die zuständige Kinder- und Jugendpsychiatrie anzurufen, deren Notdienst rund um die Uhr besetzt ist. Welches Krankenhaus für welchen Einzugsbereich zuständig ist, können Sie unten sehen.

Während Jugendliche sich häufig zurückziehen, zeigen Kinder mit einer depressiven Störung eher aufgedrehtes und teilweise auch aggressives Verhalten.

In der Behandlung von Depressionen geht es zum einen um Wiederherstellung einer Tagesstruktur und den Aktivitätsaufbau, zum anderen um die Stimmungsstabilisierung bzw. – verbesserung. Je nach Ausprägung der Symptome ist eine Medikation angeraten.
Es kommt durchaus vor, dass der depressiven Symptomatik eine Schilddrüsenunterfunktion, Eisenmangel oder andere organische Ursachen zugrunde liegt. Daher empfehlen wir, zunächst eine Blutbildkontrolle und ein EKG beim Haus- oder Kinderarzt vornehmen zu lassen.

Psychosen

Nehmen Personen die Realität verändert wahr oder verarbeiten sie anders (z. B. in Form von Halluzinationen), dann spricht man von einer Psychose. Die Betroffenen haben Denkstörungen, indem sie beispielsweise davon überzeugt sind, dass jemand anderes ihre Gedanken hören kann. Dieses Erleben kann Angst machen, auch wenn es häufiger vorkommt, als man annimmt.

Die Ursachen können ganz unterschiedlich sein. Es besteht eine deutliche genetische Komponente, aber auch Drogen oder organische Faktoren können Psychosen verursachen. Mit Psychotherapie und Medikamenten kann die Symptomatik gut behandelt werden. Worauf der Fokus gelegt wird, ist abhängig von Art und Ausprägung der Störung. 

Zwangsstörungen

In bestimmten Phasen spielen bei Kindern Rituale und die genaue Einhaltung und Wiederholung von Handlungsabläufen eine wichtige Rolle. Bei Zwangsstörungen hingegen nehmen diese Handlungen sehr großen Raum ein. Die Kinder und Jugendlichen ziehen sich zudem häufig zurück und wirken bedrückt. Hinter den Zwängen stehen meist Ängste, dass etwas Schlimmes passieren könnte und das Schlimme soll dann durch die Zwangshandlungen verhindert werden. Und obwohl die Betroffenen wissen, dass die Zwänge sinnlos sind, so müssen sie doch ausgeführt werden, was sehr quälend ist. 

Typische Zwänge sind Ordnungs-, Zähl- oder Waschzwänge. Wird die Symptomatik nicht behandelt, so bleibt sie oftmals bis ins Erwachsenenalter bestehen. In der Therapie lernen die Kinder und Jugendlichen, was hinter ihren Zwängen steckt, was ihre Befürchtungen sind. Sie lernen, die Zwänge nicht auszuführen und erfahren, dass die angenommenen Katastrophen ausbleiben. Bei hohem Leidensdruck und stark ausgeprägter Symptomatik werden Medikamente gelegentlich eingesetzt. 

Traumafolgestörungen

Ist eine Person einer bedrohlichen Situation (bspw. Unfall, Gewalt, Missbrauch) ausgesetzt, so kann sich eine Traumafolgestörung entwickeln. Dies gilt für Kinder und Jugendliche ebenso wie für Erwachsene. Sie erleben die belastende Situation immer wieder in Form von Flashbacks oder Alpträumen. Mögliche Auslöser für die Erinnerungen werden vermieden, sodass sich die Betroffenen häufig zurückziehen. Typisch für Traumafolgestörungen ist auch, dass die Kinder und Jugendlichen unruhiger sind, sich schlechter konzentrieren können und zeitweilig leichter reizbar sind. 

Bei einer traumafokussierten Psychotherapie lernen die Kinder und Jugendlichen, was sie tun können, wenn solche schlimmen Erinnerungen auf sie hereinbrechen. Es werden Übungen zur Beruhigung vermittelt und verfestigt. Erst wenn sich die Betroffenen sicher in den Übungen fühlen, können sie in der Therapie lernen, wie sie die erschreckenden Erlebnisse verarbeiten und bewältigen können. Wichtig ist, dass eine Traumatherapie nur unter stabilen und sichereren Bedingungen erfolgen kann. Das heißt, dass die traumatische Erfahrung beendet sein muss und sich das Kind oder der/die Jugendliche in einem schützenden Umfeld befindet. Nach Diagnose und ggf. medikamentöser Unterstützung (z. B. bei depressiven Symptomatiken, starken Ängsten, ausgeprägten Schlafproblemen) unterstützen wir die Betroffenen gern bei der Suche einer geeigneten Therapieform. Wir arbeiten eng mit den behandelnden ambulanten TraumatherapeutInnen zusammen. 

Einzugsgebiete der drei psychatrischen
Kliniken für Kinder und Jugendliche