Störungen mit körperlichen Symptomen
Psychosomatische Beschwerden
Es gibt körperliche Symptome, unter denen die Kinder und Jugendlichen leiden, bei denen aber keine körperliche Ursache gefunden werden kann. Demnach beeinflusst wahrscheinlich das psychische Befinden die Wahrnehmung der körperlichen Symptome. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von psychosomatischen Beschwerden. Dazu zählen zum Beispiel wiederkehrende oder dauerhafte Bauch- und/ oder Kopfschmerzen. Liegen solche körperliche Symptome vor, kommt es in der Folge häufiger zu Fehltagen in der Schule, weniger Freizeitaktivitäten und Stimmungsverschlechterung. Als hilfreich haben sich neben Aufklärung und Entspannungsverfahren auch ein schrittweiser Aufbau von Aktivitäten erwiesen.
Hilfreicher Link
Auf der Internetseite der Techniker Krankenkasse kann man sich Entspannungsgeschichten für Kinder anhören. Verfügbar unter: www.tk.de/
Enuresis und Enkopresis
Enuresis und Enkopresis sind weitere Störungsbilder, bei denen keine körperliche Verursachung zu Grunde liegt. Unter Enuresis versteht man das unwillkürliche Einnässen am Tag oder in der Nacht über einen längeren Zeitraum, sofern das Kind mindestens fünf Jahre alt ist. Von Enkopresis spricht man, wenn das mindestens vier Jahre alte Kind über mehrere Monate hinweg regelmäßig einkotet.
Die Symptomatik belastet häufig die gesamte Familie, ist aber in der Regel sehr gut behandelbar. Regelmäßige Toilettengänge, Klingelhosentherapie und Verstärkerprogramme haben sich in der Behandlung bewährt. Zur vorübergehenden Symptomreduktion können auch Medikamente eingenommen werden.
Tics
Im Kindes- und Jugendalter können häufig Tics auftreten. Das sind Zuckungen oder Laute, die von den Betroffenen nicht kontrolliert werden können. Meist verschwinden sie wieder von selbst. In einigen Fällen äußern die Betroffenen aber einen großen Leidensdruck, da sie aufgrund der Tics Zurückweisung und Ablehnung erfahren. Bestehen die Symptome länger als ein halbes Jahr, dann ist eine Psychotherapie sinnvoll. Dort lernen die Kinder und Jugendlichen etwas über die Auslöser für ihre Tics und wie sie diese unterdrücken können. Darüber hinaus haben Übungen zur Selbstwertstärkung und Entspannungsverfahren Erfolge gezeigt. In seltenen Fällen können Medikamente verabreicht werden, um die Tics zu reduzieren, falls die o.g. Methoden keinen Effekt gezeigt haben.
Hilfreicher Link:
Informationen zur „Tourette Sprechstunde in der MHH“ unter www.mhh-tourette.de/ambulanz
Essstörungen
Bei Essstörungen wirkt sich das emotionale Befinden der Betroffenen auf ihr Essverhalten aus. Es kann zu Essanfällen kommen, bei denen die Kinder oder Jugendlichen sehr viel Nahrung in kurzer Zeit zu sich nehmen, ohne dies willentlich beeinflussen zu können. Liegt eine Bulimie vor, dann erbrechen sie danach. Die Betroffenen schämen sich meist und werten sich in Folge der empfundenen Kontrolllosigkeit stark ab.
Sind Kinder oder Jugendliche von Übergewichtigkeit betroffen, so gehen häufig auch psychische Schwierigkeiten damit einher. Um Familien, in denen die Kinder von Adipositas betroffen sind, zu unterstützen, hat das Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“ das KiCK-Programm entwickelt.
Nimmt das Kind oder der/die Jugendliche in kurzer Zeit stark ab bis zum Untergewicht und nimmt sich selbst weiterhin als zu dick wahr, dann liegt wahrscheinlich eine Magersucht vor. Wichtig ist, dass die Kinder und Jugendlichen zunächst umfassend untersucht werden, um eine körperliche Verursachung der Gewichtsabnahme auszuschließen.
Essstörungen haben gemeinsam, dass sie selten von selbst wieder verschwinden. Daher benötigen die Betroffenen sowie deren Familien therapeutische Unterstützung und Behandlung. In der Therapie geht es unter anderem um die Wiedererlangung eines geregelten Essverhaltens, dem Aufbau des Selbstwerts und der Erreichung des Normalgewichts. Bei beispielsweise starkem Untergewicht ist eine stationäre Behandlung notwendig. Kann eine Behandlung im ambulanten Rahmen erfolgen, so findet eine enge Kooperation mit den behandelnden KinderärztInnen zur Gewichtsüberprüfung statt.
Selbstverletzendes Verhalten
Im Zusammenhang mit Selbstwertproblemen oder Spannungszuständen kommt es im Jugendalter manchmal zu selbstverletzendem Verhalten. In der Therapie können die Jugendlichen lernen, Anspannung frühzeitig zu erkennen und alternative Verhaltensweisen anzuwenden. Je nachdem wie schwer die Selbstverletzungen sind und welche Probleme die Jugendlichen darüber hinaus haben, ist eine ambulante Psychotherapie möglich.